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Umweltwissenschaftler Felix Pohl (UFZ) im Interview

Zum Abschluss unsrerer Mission „Abenteuer Weltall“ werfen wir einen Blick auf unseren Planeten, die Erde. Was können wir tun, um unsere schöne Heimat nachhaltig zu schützen? Darüber sprechen wir mit dem Naturwissenschaftler Felix Pohl. Er ist studierter Geograf und promoviert aktuell am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Leipzig. Woran er forscht und was Nachhaltigkeit für ihn bedeutet, erzählt er uns im Interview.

Du promovierst aktuell am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Leipzig und forscht zu Klimaveränderungen. Woran arbeitest du?

Felix Pohl: Ich untersuche einen bestimmten Teilaspekt des Kohlenstoffkreislaufs. Wir schauen uns an, wie der Austausch zwischen der Atmosphäre und den Wäldern stattfindet. Wälder atmen genauso wie wir Menschen. Im Gegensatz zu uns allerdings CO2. Damit erfüllen sie mehrere wichtige Funktionen: Auf der einen Seite tragen sie dazu bei, das von uns Menschen ausgestoßene CO2 abzubauen, auf der anderen Seite spielen Wälder eine wichtige Rolle bei der Regulierung des Wasserkreislaufs. Durch die Zunahme von Extrem-Ereignissen, wie Hitzewellen oder Dürren, werden diese Funktionen immer mehr eingeschränkt. Auch Bäume brauchen Wasser zum Überleben. Wenn sie kein Wasser mehr haben, bedeutet das für sie Stress. Wir versuchen herauszufinden, wie die Zunahme von Extrem-Ereignissen die Funktionen der Wälder beeinträchtigen. Das ist wichtig, um besser abschätzen zu können, wie der Klimawandel in der Zukunft stattfinden wird.

Du bist durch Zufall beim Geografie Studium gelandet. Was hat dich motiviert, dich mit deinem jetzigen Forschungsgegenstand zu beschäftigen?

Felix Pohl: Im Geografie Studium beschäftigt man sich mit verschiedensten Aspekten der Erde und wie wir Menschen damit interagieren. Irgendwann habe ich festgestellt, dass keiner dieser einzelnen Themenbereiche mehr ohne den Fokus auf das Klima auskommt. Das Klima ist bei fast allen Prozessen beteiligt und muss berücksichtigt werden.

Das diesjährige Motto des „Tag der kleinen Forscher“ ist „Abenteuer Weltall“ bei dem wir die Kinder auf eine Reise durch das Universum mitnehmen. Aktuell sind wir wieder auf dem Rückweg zur Erde. Was findest du spannend am Thema Weltall, vielleicht auch in Bezug auf unseren Planeten und deine Arbeit?

Felix Pohl: Im Weltall gibt es die unterschiedlichsten Formen von Planeten. Kein Planet sieht jedoch so aus wie die Erde und auf keinem anderen Planeten haben wir bisher Leben entdecken können. Das bedeutet, dass die Erde besondere Eigenschaften aufweist, damit wir hier leben können. Außerdem finde ich die Atmosphäre spannend, die wie eine Art Schutzschicht den Planeten umgibt und dafür sorgt, dass wir überhaupt auf der Erde leben können. Wenn wir diese Schutzschicht um die Erde nicht hätten, dann würden wir zwar Wärme durch die Sonne bekommen, aber die würde auch sofort wieder verloren gehen. Das bedeutet, unser Planet wäre eigentlich komplett eingefroren und hätte eine Durchschnittstemperatur von etwa -16 Grad Celsius.  Die Atmosphäre als Schutzschicht macht es möglich, dass wir angenehme Temperaturen haben und Wasser flüssig und nicht gefroren ist.

Als Forschungsinteressen hast du auf der Seite des UFZ „Veränderung des Klimas und der Umwelt“ und „Auswirkungen von Wetterextremen auf Ökosysteme und ihre langfristigen Folgen“ angegeben. Alles große und wichtige Themen. Welchen Aspekt deiner Arbeit findest du besonders gut oder besonders schlecht?

Felix Pohl: Einerseits empfinde ich es als Privileg, dass ich mich mit solchen wichtigen Themen auseinandersetzen darf. Es gibt Naturgesetze, von denen wir wissen, dass sie unabhängig von uns Menschen und der Zeit sind. Die Natur spricht jedoch eine andere Sprache als wir Menschen. Daher versucht die Naturwissenschaften, die richtige Übersetzung zu finden. Bei Diskussionen im Alltag geht es darum, wer die besseren Argumente hat. In den Naturwissenschaften ist es anders, dort gibt es diese eine Wahrheit, die es gilt, herausfinden. Das ist sehr spannend. Auf der anderen Seite ist es manchmal sehr frustrierend sich die ganze Zeit mit den Klimaveränderungen auseinanderzusetzen. Es gibt keine positiven Aspekte daran, sondern es ist eine große Katastrophe, der wir sehenden Auges entgegenrennen. Trotz des Wissens, das vollkommen ausreichen würde, Maßnahmen zu ergreifen, kommt das Thema in der Gesellschaft nur sehr zögerlich und auch nicht mit der entsprechenden Dringlichkeit an. Für uns ist es nicht immer einfach, nach der Arbeit abzuschalten. Wenn wir nach Hause gehen, bleibt das Thema präsent, da es so sehr in die Lebensqualität und die Lebensgrundlage von heute eingreift.

Wie spricht man mit Kindern am Besten über den Klimawandel?

Felix Pohl: Grundsätzlich ist das eine Frage, die Pädagog:innen und Psycholog:innen am besten beantworten können. Aus naturwissenschaftlicher Sicht würde ich ergänzen, dass es wichtig ist den Ernst der Lage nicht zu verheimlichen aber auf der anderen Seite, eine positive Sicht auf die Zukunft zu bekommen, konkret positive Zukunfts-Bilder malen. Wie stellen sich Kinder die Zukunft vor? Wie würden sie gerne leben? Das ist auch aus mehreren Perspektiven sinnvoll, weil wir auch ohne die Klimaveränderungen sehr viele Aspekte in unserem Alltag besser machen können.

Niemand lebt bspw. gerne in einer versiegelten, betonreichen Stadt. Eine grüne Stadt ist für uns alle lebenswerter. Dass sie dabei auch noch ein bisschen kühler ist, ist ein schöner Nebenaspekt und in Bezug auf den Klimawandel sehr wichtig. Wenn wir uns solche positiven Zukunfts-Bilder vorstellen, die so aussehen wie wir gerne leben würden, hilft das, um wieder eine positive und hoffnungsvolle Sicht auf die Zukunft zu gewinnen.

Uns hat kürzlich eine Kinderfrage erreicht. Sarah 10 Jahre aus Potsdam möchte wissen: Ist der Klimawandel überall gleich schlimm?

Felix Pohl: Leider ist der Klimawandel nicht überall gleich schlimm. Zum einen haben Länder unterschiedliche Voraussetzungen. In Deutschland und Europa bspw. haben wir viel Geld. Das bedeutet, wenn Naturkatastrophen zunehmen, haben wir auch mehr Möglichkeiten zu reagieren und uns vorausschauend besser zu schützen. Die meisten anderen Länder auf der Welt haben nicht so viel Geld wie Deutschland. Dementsprechend sind diese von Naturkatastrophen stärker bedroht, weil die Länder dem viel weniger entgegensetzen können. Dazu kommt aber auch, dass gerade diese Länder viel stärker von dem Klimawandel selbst betroffen sind. Das heißt in Ländern, in denen es heute trocken oder sehr heiß ist, werden diese Faktoren in der Zukunft noch weiter zunehmen. Innerhalb des nächsten Jahrhunderts wird es immer näher in den Bereich kommen, wo Leben gar nicht mehr möglich sein wird. Wir werden erleben, dass Teilbereiche dieses Planeten so heiß werden, dass man sich nicht mehr längere Zeit draußen aufhalten kann. Das werden Ort sein, an denen schon heute Menschen leben. Für diese Länder ist das noch viel katastrophaler als für uns. Unfairerweise sind diese Länder aber nicht die Verursacher.

Wie kann jede einzelne Person im Kleinen etwas dafür tun, um die Klimaveränderung zu verlangsamen? Hast du Beispiele?

Felix Pohl: Es gibt Aspekte, die wir alle im Kleinen machen können. Die stärksten Auswirkungen hat der Verzicht auf Fleisch und der Verzicht aufs Autofahren. Das heißt zum Beispiel auch lieber mit der Bahn, statt mit dem Flugzeug oder mit dem Auto in den Urlaub zu fahren. Wenn wir das alle umsetzen würden, hätte das sehr konkrete Auswirkungen, die zu einer deutlichen Verbesserung der Situation führen würden. Auf der anderen Seite muss man auch immer im Auge behalten, das es nichts bringt, wenn das nur einzelne Menschen machen. Es ist wichtig, dass wir uns als Gesellschaft vor Augen führen, dass die Veränderungen, die wir jetzt einleiten, keine Sache von ein bis zwei Jahren sind. Wir sprechen von mindestens 30 – 50 Jahren, die es dauern wird, bis wir im besten Falle die Klimaveränderung stabilisieren, um im nächsten Schritt den Klimawandel rückgängig zu machen. Es geht im Einzelnen nicht darum zu schauen, an welcher Stellschraube man drehen kann, sondern wir müssen uns als Gesellschaft verändern und zu einer nachhaltigen Lebensweise kommen.

Vielen Dank für das Gespräch!